Das Universum als Hierarchie unterschiedlicher Bewusstseinsbereiche

(nach Dionysius Areopagita)

Dionysius Areopagita beschreibt als erster das Universum als eine in sich kreisende Schöpfung, in deren Bewegung sich das Licht zur Materie verdichtet, um sich wieder zum Licht der Ideen aufzulösen, so wie es im „Traum von der Jakobsleiter“ (Genesis 28,12 ff.: Jakob sah Engel daran auf- und niedersteigen – Abstieg und Wiederaufstieg des Geistes im Universum) veranschaulicht ist. Areopagita beschreibt diese Schöpfung als eine Hierarchie, die aus unendlich vielen unterschiedlichen Bewusstseinsdimensionen besteht und sich als beseelte Gestalt vom immateriellen göttlichen Zentrum ausgehend bis hin zur materiellen „Peripherie“ des Kosmos erstreckt, der für uns Menschen die einzig wahrnehmbare Dimension ist. Es ist der Rahmen, in dem sich die ureigenste Bewegung im Universum abspielt, und zwar in Form eines „Abstiegs des Geistes“, in dem alle Manifestationen durch „materielle Verdichtung des Lichts“ erschaffen werden, um dieselben im „Wiederaufstieg“ im ewigen Kreislauf über spirituelle Transparenz wieder aufzulösen und zu vollenden.

Das bedeutet, dass das, was als Licht begann und zur Materie verdichtet wurde, sich im Bewusstseinsaufstieg wieder zum Licht im Zentrum hin auflösen muss. Mit anderen Worten: „Es werde Licht!“, wobei im Ausfluss das Licht sich zugleich in „Urenergie und Urstoff“ – Welle und Teilchen – „spaltet“, sodass zwischen „Materie“ als Träger und „Energie“ als „Wirkursache“ zwar ewig ein Unterschied bestehen bleibt, beide jedoch eine untrennbare Einheit bilden. Das ist die Erschaffung jener scheinbaren „Dualität“, welche zugleich aber auch jene unteilbare immanente Spannung erzeugt, jene „Unschärferelation“, die das Leben selbst ist. Albertus Magnus hat im Prolog zur „Hierarchie“ des Dionysios Areopagita diesen Grundgedanken mit folgenden Worten umrissen: „An den Ort, von dem die Flüsse ausgehen, kehren sie zurück, um wiederum auszufließen.“ Das göttliche Zentrum ist der Ort, von dem alles Seiende ausgeht: den alles, was ist, hat Gott erschaffen, um es in alle Ewigkeit wieder zu sich zurückzuführen. Das ist die Urenergie, die sich in die Hierarchie verströmt und wieder ins Zentrum zurückstrebt. Aus der immateriellen Einheit des göttlichen Zentrums ergießt sich das Licht als schöpferische Urkraft in die Vielheit unendlicher Gestalten der Schöpfung, deren „Substanz“ vom Feinstofflichen bis hin zum Grobstofflichen im materiellen Kosmos reicht.

 

Quelle: Energie Substanz Bewusstsein – Versuch einer Defi nitionsfixierung als Brückenschlag zwischen Physik und Spiritualität; Werner Smigelski;  
ISBN 978-3-8482-0880-7